Der Besuch beim Tierarzt bedeutet für viele Hunde und fast alle Katzen Stress. Oft graut dem Tierbesitzer schon tagelang vorher vor diesem Gang. Umso wichtiger ist es, dass man sich gut darauf vorbereitet.

DAS TRAINING

Was bei Zootieren immer üblicher wird, ist bei Haustieren noch wenig bekannt, bietet jedoch grosses Potential. Auch Hunde und Katzen können mit einfach zu erlernenden Techniken trainiert werden, Behandlungen und Untersuchungen nicht nur zu erdulden, sondern freiwillig und entspannt zu kooperieren. „Spielen“ Sie zu Hause Tierarzt. Berühren Sie Ohren, Pfoten etc. in stressfreier Umgebung und geben Sie ihrem Tier unmittelbar danach ein „Guddi“, damit es solche Massnahmen positiv verknüpft. Diese Berührungen können Sie weiter steigern, bis Sie schliesslich auch mal eine Hautfalte zwischen die Finger nehmen und leicht klemmen, bevor Sie das Leckerchen geben. So wird diese Manipulation nicht automatisch mit dem Setzen einer Spritze in Verbindung gebracht. Besitzen Sie einen jungen Hund? Besuchen Sie ihren Tierarzt vor dem ersten „offiziellen“ Tierarztbesuch, so kann er Praxis und Leute schon mal kennenlernen.

Mit der Unterstützung seiner „grossen Freunde“ lernt der Welpe die Tierarztpraxis kennen.

VORBEREITUNG

Nehmen Sie den Transportkorb nicht erst am Abend vorher oder kurz vor dem Besuch aus dem Keller. Jede Katze wird dieses unbeliebte Ding mit dem noch unbeliebteren Besuch beim Tierarzt in Verbindung bringen und sich unter dem Bett verkriechen oder versuchen das Haus zu verlassen oder gar nicht erst nach Hause kommen. Versuchen Sie eine positive Verbindung zum Transportkorb aufzubauen. Lassen Sie den Korb zum Beispiel permanent als Schlafkörbchen in der Wohnung stehen. Viele Katzen lieben diese Rückzugsmöglichkeit. Oder machen Sie ein gezieltes Körbchentraining zum Beispiel mit dem Klicker. Es gibt Produkte, die Ihre Katze etwas beruhigen. Damit kann der Transportkorb eingesprayt werden. (Fragen Sie Ihren Tierarzt). Will die Katze partout nicht einsteigen? Heben Sie die Katze von oben in den Korb oder versuchen Sie sie rückwärts hinein zu schieben.

DIE REISE ZUM TIERARZT

Alle Katzen (und evtl. auch kleinere Hunde, die den Tierarztbesuch nicht mögen) sollten in einem Transportkorb dem Tierarzt vorgestellt werden. Der Korb bietet Sicherheit und schützt vor Blicken oder anderen beängstigenden Einflüssen. Zudem können Katzen nicht während dem Transport vom Auto zur Praxistüre entwischen.

Stress erhöht die Blasen- und Darmtätigkeit. Viele Katzen müssen sich während der Fahrt erleichtern. Legen sie eine saugfähige Unterlage – z.B. ein altes Handtuch, inkl. Ersatz für die Heimfahrt – in den Transportkorb. Ohne Unterlage sitzt die Katze in ihrer eigenen Pfütze, was für sie sehr unangenehm ist.

Besonders jungen Hunden wird es oft schlecht im Auto, was den Besuch beim Tierarzt nicht angenehmer macht. Evtl. hilft es, wenn die Hundebox auf dem Beifahrersitz montiert wird oder eine zweite Person mit dem Hund zusammen auf dem Rücksitz reist. Rechnen Sie auf alle Fälle genügend Zeit ein, damit sich der Welpe zwischen Fahrt und Tierarztbesuch etwas erholen kann.

ungeeigneter Transportkorb

geeigneter Transportkorb

DER RICHTIGE TRANSPORTKORB

Am besten eignen sich Körbe, die sich nur von oben, oder von oben und von vorne öffnen lassen. Auch Körbe, die sich in der Mitte mit ein paar einfachen Verschlüssen teilen lassen, eignen sich gut. So kann das Tier beim Tierarzt ruhig aus dem Transportbehälter gehoben werden. Sehr ungünstig sind Körbe, die nur vorne eine kleine Öffnung haben, da sich sträubende Katzen oft nur mit Gewalt herausgenommen werden können. Transportieren Sie mehrere Katzen in separaten Körben, denn auch Katzen, die sich normalerweise sehr gut verstehen, können im Stress aufeinander losgehen.

IM WARTEZIMMER

Wenn Sie eine Katze besitzen, schützen Sie diese vor neugierigen (Hunde)-Blicken. Stellen Sie, wenn immer möglich, die Katze auf eine erhöhte Position (viele Tierärzte haben inzwischen erhöhte Ablagen für Katzenkörbe oder sogar getrennte Wartezimmer). Decken Sie den Korb mit einem Tuch ab, lassen Sie eine kleine Öffnung, damit die Katze bei Bedarf rausgucken kann, was um sie herum geschieht. Als Hundebesitzer nehmen Sie Rücksicht auf Katzen sowie andere Hunde und lassen Ihren Hund seine Nase nicht überall hineinstecken.

Besitzen Sie einen Hund, der sich sehr vor dem Tierarztbesuch fürchtet, fragen Sie vorher nach, wie lange Sie ungefähr warten müssen. Falls es noch länger dauert, warten Sie zusammen mit ihrem Hund im Auto oder machen Sie noch eine kurze Gassirunde. Geben Sie ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn auf den Arm nehmen oder er sich bei Ihnen unter dem Stuhl verkriechen darf.

 

VOR DER KONSULTATION

Notieren Sie alles, was Sie vom Tierarzt wissen möchten oder an ihrem Tier untersucht haben möchten. So vermeiden Sie, dass etwas vergessen geht, und der Hund oder die Katze nochmals auf den Tisch müssen, wenn die Behandlung schon abgeschlossen ist. Das verunsichert das Tier zusätzlich, da es so nie weiss, wann die „Gefahr“ vorbei ist. Informieren Sie ihren Tierarzt, wenn ihr Tier bestimmte Manipulationen wie zum Bespiel Ohren anschauen gar nicht mag oder sehr schlecht toleriert, dann kann sich der Tierarzt darauf einstellen. Mag ihr Hund nur bestimmte Guddis oder ist er Allergiker? Nehmen Sie etwas Geeignetes mit, damit der Hund beim Tierarzt belohnt werden kann.

NACH DER KONSULTATION

Besitzen Sie mehrere Katzen, eine davon muss zum Tierarzt und bekommt evtl. sogar eine Narkose? Katzen verhalten sich nach einer Narkose oder nach einem Tierarztbesuch oft nicht wie sonst und riechen auch anders. Für die Katze, die zu Hause geblieben ist, ist sie wie eine fremde Katze und kann als Eindringling angesehen werden, der massiv attackiert wird, was langjährige Katzenfreundschaften für immer zerstören kann. Bringen Sie die „Tierarztkatze“ in einen separaten Raum und warten Sie einige Stunden, bis sie sich vollständig von der Narkose erholt hat und auch wieder nach „zu Hause“ riecht.

BRAUCHT IHR HUND EINEN MAULKORB?

Wenn Ihr Hund aggressiv reagiert und versucht zu Schnappen oder Beissen, ist es für alle Beteiligten sicherer und stressfreier, wenn der Hund einen Maulkorb oder ein Muzzle (Stoffmaulschlaufe) trägt. Damit der Maulkorb nicht noch zusätzlichen Stress bedeutet, gewöhnen Sie Ihren Hund in aller Ruhe zu Hause daran. Tipps dazu finden Sie hier:

FAZIT

Je besser Sie sich als Besitzer auf den Besuch beim Tierarzt vorbereiten, desto ruhiger und entspannter können Sie die Fahrt antreten, was sich auch positiv auf die Gefühlswelt und das Stressniveau Ihres Tieres auswirkt.

LESETIPP

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