Die Schilddrüse (Thyreoidea) ist ein hormonproduzierendes Organ. Beim Hund paarig angelegt, befindet sie sich beidseits der Luftröhre und ist normalerweise nicht tastbar. Ihre Funktion besteht v.a. aus der Produktion, Speicherung und Ausscheidung der verschiedenen Stufen der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und hauptsächlich T4 (Thyroxin). Sie beeinflussen das Wachstum, die Organentwicklung und Teile des Nervensystems und sind essentiell für den ganzen Metabolismus.

Die Schilddrüsenfunktion unterliegt der Regulation zweier übergeordneter Zentren im Gehirn, dem Hypothalamus und der Hirnanhangsdrüse, der Hypophyse. Die Hirnanhangsdrüse schüttet das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) aus. Je weniger Schilddrüsenhormon im Blut vorhanden ist, desto mehr TSH wird ausgeschüttet, um die Hormonproduktion in der Schilddrüse anzukurbeln. Der Hypothalamus, das andere übergeordnete Zentrum im Gehirn, ist seinerseits für die Stimulation der Hypophyse verantwortlich, indem er TRH, das Thyreotropin-releasing-hormon absondert. Die Schilddrüsenhormone werden nach Bedarf des Organismus in die Blutbahn abgegeben. Sind sie in genügender Menge vorhanden, bremsen sie die TRH- und TSH-Ausschüttung im Gehirn (negative Rückkopplung) und bewirken so eine Selbstregulierung.

Einige Rassen, wie zum Beispiel der Golden Retriever, sind häufiger von der Erkrankung betroffen.

Was bedeutet Hypothyreose?

„Hypothyreose“ bedeutet übersetzt „ Unterfunktion der Schilddrüse“. Durch die reduzierte Hormonproduktion entsteht ein reduzierter Stoffwechsel. Es wird zwischen einer primären und einer sekundären Hypothyreose unterschieden. Bei der primären Hypothyreose, welche in 95% der Fälle vorliegt, liegt die Ursache in der Schilddrüse selbst. Das Schilddrüsengewebe selbst ist zerstört (häufig immunologische Zerstörung und Entzündung oder eine Atrophie = Gewebeschwund). Auch kann durch chirurgische Entfernung der Schilddrüsen, durch Medikamente oder nach einer Behandlung mit radioaktivem Jod eine Hypothyreose entstehen. „Sekundär“ bedeutet, wenn die Hypophyse zu wenig oder kein TSH ausschüttet (z.B. aufgrund eines Tumors), was aber eher selten auftritt.

Jeder Hund kann daran erkranken, es besteht jedoch eine erhöhte Häufigkeit bei mittelgrossen und grossen Rassen wie z.B. Dogge, Leonberger, Hovawart, Rhodesian Ridgeback, Briard, Riesenschnauzer, Border Collie, Dobermann, English Setter, Golden Retriever, Flat Coatet Retriever, Labrador Retriever, Boxer, Barsoi, Welsh Springer Spaniel, Cockerspaniel. Am häufigsten erkranken mittelalte (4-10 jährig) Hunde beider Geschlechter. Die Krankheit kann jedoch in jedem Alter auftreten.

Wichtigste Symptome:

  • antriebslos
  • Gewichtszunahme
  • müde
  • Schuppen, Haarverlust
  • verminderter Appetit

Welche Symptome treten auf?

Da die Schilddrüsenhormone viele verschiedene Funktionen haben, kann das Krankheitsbild sehr vielfältig sein:

  • Stoffwechsel:
    • Inaktiv und antriebslos
    • Gewichtszunahme (bei eher vermindertem Appetit)
    • Kälteintoleranz (suchen vermehrt warme Orte zum Liegen)
    • Im Welpenalter: unproportionaler Zwergwuchs (grosser Kopf, kurzer Hals, verkrümmte Gliedmassen, Unterentwicklung des Gehirns)
  • Haut und Haare:
    • Haarverlust – typisch ist Haarverlust am Schwanz (Rattenschwanz)
    • Trockenes, brüchiges Haarkleid
    • Hyperpigmentation (vermehrte Schwarzfärbung der Haut)
    • Vermehrte Entzündungen der Haut sowie Produktion von Hautfetten durch die Talgdrüsen
    • Aussenohrentzündung
    • Ödematöse Auftreibung der Unterhaut (= „tragischer Gesichtsausdruck“)
  • Fortpflanzung:
    • Hündinnen können einen verlängerten Zyklus zeigen
    • Verlängerte Blutung während der Läufigkeit
  • Neuromuskulär:
    • Schwäche, Ataxie (unkoordinierte Bewegungen)
    • Verhaltensveränderungen
    • Vestibuläre Symptome:
      • Kreiswandern
      • Kopfschiefhaltung
      • Geriatrisches Vestibulärsyndrom (ältere Hunde, plötzliches Kopfschiefhalten, Torkeln bis zur Unfähigkeit aufzustehen)
  • Augen:
    • Fettablagerung auf der Hornhaut
    • Entzündung der mittleren Augenhaut

Die Symptome entwickeln sich meist über längere Zeit und hängen stark von der Dauer und vom Schweregrad der Erkrankung ab.

Welche Untersuchungen kann man machen?

Bei entsprechendem klinischen Bild und mit den hinweisenden Werten in der Blutuntersuchung: leichte Anämie (Blutarmut) und Hypercholesterinämie (erhöhter Cholesterinwert im Blut), müssen zusätzliche spezifische Blutwerte bestimmt werden. Das Schilddrüsenhormon T4 wird in den Zellen zum aktiven T3 umgewandelt. Folglich misst man das T4 und ebenfalls das TSH im Blut. Hunde welche unter einer Hypothyreose leiden zeigen einen erniedrigten Spiegel des T4, während das aus dem Hirn stammende Regulationshormon TSH erhöht ist. Man sollte nie nur den T4 Spiegel einzeln beurteilen, sondern immer zusammen mit dem TSH Spiegel. Beachten sollte man, dass jüngere Hunde höhere und ältere Hunde erniedrigte T4-Werte haben und dass Krankheiten und viele Medikamente den Wert beeinflussen können.

Wie wird Hypothyreose behandelt?

Forthyron® oder Leventa ® enthalten synthetisch hergestellte Schilddrüsenhormone, mit welchen die vom Körper zu wenig hergestellten Hormone substituiert werden. Das Medikament muss täglich und lebenslang verabreicht werden.
Vier Wochen nach Beginn der Therapie erfolgt die erste Kontrolle, bei welcher der T4-Wert im Blut gemessen wird (wichtig: 4-6h nach letzter Tablettengabe messen). Anschliessend sollte etwa alle zwei Monate eine Blutentnahme erfolgen. Sobald die Medikamente gut angepasst sind, werden die Intervalle zwischen den Nachkontrollen verlängert. Gut eingestellte Hunde werden ca. zweimal jährlich kontrolliert.

Wie sieht mein Leben mit einem Hund mit Hypothyreose aus?

Zu Beginn der Therapie gibt man zweimal täglich Medikamente, je nach Ansprechen auf die Therapie, kann man später auf einmal täglich reduzieren. Bis der Hund gut eingestellt ist, können diese Nebenwirkungen auftreten: vermehrtes Trinken und Pinkeln, die Hunde können vermehrt Hunger haben, sie können nervös sein oder zittern.

Die klinischen Symptome verbessern sich wie folgt:

  • Bewusstsein und Aktivität: 2-7 Tage
  • Lipämie und Chemie: 2-4 Wochen
  • Hautveränderungen: 2-4 Monate
  • Neurologisch: 1-3 Monate
  • Fortpflanzung: 3-10 Monate

Hunde, welche gut eingestellt sind und lebenslang mit Medikamenten behandelt werden, haben eine normale Lebenserwartung.