Anatomie

Katzen besitzen wie alle Säugetiere zwei Nieren, diese befinden sich auf Höhe des Rippenbogens neben der Wirbelsäule. Der Aufbau der Nieren besteht aus der Nierenkapsel (äussere Begrenzung), dem Nierenmark (Filtrierung des Blutes) und dem Nierenbecken (Sammlung von Urin). Die Niere ist sehr gut durchblutet, das Blut fliesst aus dem Körper zur Nierenrinde. Dort wird es in mikroskopisch kleinen Blutgefäss-Knäueln (Glomerula) filtriert. Grössere Blutbestandteile bleiben in den Gefässen zurück und gelangen über die Nierenvenen wieder zum Herz. Kleinere Bestandteile und Wasser gelangen in die darauffolgenden Schläuche (Tubuli), in welchen ein Teil des Wassers und weitere wichtige Stoffe wieder resorbiert werden. Übrig bleiben die Abfallstoffe und überschüssiges Wasser, welche über das Nierenbecken in die Harnleiter und anschliessend in die Blase gelangen und ausgeschieden werden. Ohne die Funktion der Nieren würden die „Abfallprodukte“ im Blut zu einer Vergiftung führen.

Was macht die Niere?

Die wichtigste Aufgabe der Niere ist das Filtrieren des Blutes. Dabei werden Abfallstoffe aus dem Blut entfernt und mit dem Urin ausgeschieden. Weitere Funktionen sind die Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes und die Produktion von Vitamin D (Knochenaufbau). Zudem stellt die Niere die Hormone Renin (Regulierung des Blutdrucks) und Erythropoetin (Produktion von roten Blutkörperchen) her.

Was ist eine Chronische Nierenerkrankung (CNE)?

Bei einer chronischen Nierenerkrankung geht die Nierenfunktion über längere Zeit langsam verloren. Oft dauert es Monate bis Jahre, bis dem Tierbesitzer auffällt, dass die Katze krank ist und bis eine Diagnose beim Tierarzt gestellt werden kann. Erst wenn mehr als 75% der Nieren nicht mehr funktionieren, zeigen die Katzen Krankheitssymptome und es können im Blut Veränderungen gesehen werden. Das zerstörte Nierengewebe kann sich nicht mehr erholen und die Krankheit ist fortschreitend. Die CNE ist eine unheilbare Krankheit.

Wie kommt es zu einer CNE?

Es gibt unterschiedliche Ursachen einer CNE, dazu gehören altersbedingte Umbauprozesse, Infektionen (z.B. Bakterien), erhöhter Blutdruck, immunologische Krankheiten, Vergiftungen und angeborene Ursachen. Da die Niere zum Zeitpunkt der Diagnose einer CNE häufig bereits stark geschädigt ist, ist es nur selten möglich, die Ursache herauszufinden.

Welche Katzen sind von der Krankheit betroffen?

Mit Ausnahme der erblich bedingten CNE, welche vor allem jüngere Rassekatzen betrifft, kommt die Krankheit häufiger bei älteren Katzen vor. Je älter die Katzen sind, desto mehr steigt das Risiko, an einer CNE zu erkranken. Statistisch gesehen sind bei 10-jährigen Katzen 10% betroffen, bei Katzen über 15 Jahren erkranken 30-50% an einer CNE.

Welche vorbeugenden Massnahmen sind sinnvoll?

Bei der jährlichen Impfung und Kontrolluntersuchung beim Tierarzt kann ein eventueller Gewichtsverlust oder andere Frühsymptome erkannt und weiterführende

Untersuchungen durchgeführt werden. Katzen ab ca. 10 Jahren können mit einer Blutuntersuchung oder anderen Tests (u.a. Urinuntersuchung, Blutdruckmessung) einem Alterscheck unterzogen werden. Eine frühe Erkennung und Behandlung einer CNE kann die Lebenserwartung der betroffenen Katzen erhöhen. Teilweise werden gewisse Rassekatzen auch im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen einem Tierarzt vorgestellt.

Welche Symptome können bei einer Nierenkranken Katze gesehen werden?

  • Appetitlosigkeit
  • Schwäche
  • Lustlosigkeit
  • Vermehrtes Trinken
  • Erhöhter Urinabsatz
  • Gewichtsverlust
  • Erbrechen
  • Starker Maulgeruch
  • Stumpfes Fell
  • Austrocknung
  • Entzündungen der Maulhöhle
  • Blasse Schleimhäute

Welche Untersuchungen können beim Tierarzt durchgeführt werden?

  • Blutentnahme: Die Abfallstoffe Harnstoff und Kreatinin sind erhöht, man spricht von erhöhten Nierenwerten. Zusätzlich kann es zu einer Veränderung der Blutelektrolyte und einer Blutarmut kommen.
  • Urinentnahme: Bei erkrankten Katzen sind die Nieren nicht mehr in der Lage, den Urin ausreichend zu konzentrieren, der Urin ist zu wässrig und enthält teilweise Stoffe, welche normalerweise von der Niere rückresorbiert werden (Eiweiss und Zucker).
  • Blutdruckmessung: Eine CNE kann zu einem erhöhten Blutdruck führen, dadurch werden die Nieren weiter geschädigt.
  • Ultraschall: Die Grösse und die Struktur der Nieren werden mit dem Ultraschall dargestellt.

Wie wird eine CNE behandelt?

Je nach Stadium der Erkrankung werden unterschiedliche Medikamente eingesetzt. Die Behandlung muss lebenslang und konsequent durchgeführt werden. Wie oben bereits erwähnt ist das Ziel der Behandlung dieser unheilbaren Krankheit, das Fortschreiten der Krankheit zu verzögern und der Katze eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. Es sollten regelmässige Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden, um die Therapie anzupassen.

Wasseraufnahme: Katzen, welche an einer CNE erkrankt sind, verlieren eine grosse Menge Wasser über den Urin. Um diesen Verlust auszugleichen, müssen sie genügend trinken. Die Katzen können z.B. durch unterschiedliche Trinkplätze, Zimmerbrunnen oder wenig Rahm im Wasser zum Trinken animiert werden. Nassfutter ist bei nierenkranken Katzen besser geeignet als Trockenfutter. Allenfalls muss der Flüssigkeitsverlust auch über Infusionen ersetzt werden.

Nierendiät: Eine Nierendiät enthält weniger Protein, Salz und Phosphor. Es werden somit weniger Abbauprodukte gebildet und die Nieren werden entlastet. Der Futterwechsel sollte über ca. eine Woche gemacht werden, dabei wird das neue Futter dem Alten beigemischt. Wichtig ist, dass Ihre Katze genügend frisst, um nicht zu stark an Gewicht zu verlieren.

Proteinverlust über den Urin vermindern: Wenn bei einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz Protein über die Nieren verloren geht, kommt es zu einem Muskelabbau und zu Gewichtsverlust. Die sogenannten ACE-Hemmer vermindern den Proteinverlust über die Nieren und verzögern das Fortschreiten der CNE.

Blutdruck senken: Bei erhöhtem Blutdruck kann eine zusätzliche Gabe von Tabletten nötig sein, um die schädlichen Auswirkungen eines erhöhten Blutdruckes zu vermeiden.